GSB Standardlösung

3. Kapitel: Förderungsfähige Projekte

Fördertatbestand 4: Einrichtung von teil- oder vollautomatisierten klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen

Zielsetzung

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Unter Fördertatbestand 3 wurden digitale Dokumentationssysteme betrachtet. Die dortigen Inhalte können die Grundlage für die Einrichtung von teil- oder vollautomatisierten Entscheidungsunterstützungssystemen bilden. Hierbei wird eine sukzessive Steigerung der Komplexität ebendieser Systeme angestrebt. Entscheidungsunterstützungssysteme helfen der Ärztin bzw. dem Arzt, der Pflegefachperson oder weiteren Entscheidungsträgern bei der Diagnostik-, Therapie- oder Medikationsempfehlung während sie eine Patientin oder einen Patienten individuell behandeln.

Je nach Komplexität erlauben sie eine schnelle standardisierte Reaktion auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse in der medizinischen Behandlung. Klinische teil- oder vollautomatisierte Entscheidungsunterstützungssysteme leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in der Praxis implementiert werden können. Sie tragen zudem dazu bei, die Kommunikation zwischen klinischen Entscheidungsträgern und deren zuarbeitenden Funktionen maßgeblich zu unterstützen. Damit wird nicht nur die Prozessqualität der Behandlung gesteigert, sondern auch die Ergebnisqualität. Klinische Entscheidungsunterstützungssysteme können vielfältig angewendet werden. Sie unterscheiden sich insbesondere in ihrer Komplexität und Funktionalität.

  • Weniger komplexe Entscheidungsunterstützungssysteme: Diese stellen Patientendaten in geeigneter Form für die klinische Entscheidungsunterstützung visuell dar und verfolgen primär das Ziel, Daten gefiltert und strukturiert für die klinische Dokumentation aufzubereiten.
  • Erhöht komplexe Systeme: Die Komplexität erhöht sich beispielsweise durch die Formalisierung und Objektivierung von Expertenwissen. Beispiele hierfür sind unter anderem regelbasierte Medikationsinteraktionssysteme.
  • Systeme mit höchster Komplexität: Diese erreichen klinische Entscheidungsunterstützungssysteme durch den Einsatz von Machine-Learning ggf. in Verbindung mit Deep-Learning als Teilbereiche der Künstlichen Intelligenz (KI).

Teil- oder vollautomatisierte klinische Entscheidungsunterstützungssysteme spielen zusammen mit der elektronischen Patientenakte und der digitalen Pflege- und Behandlungsdokumentation eine Schlüsselrolle in der Erhöhung der Patientensicherheit. Durch eine Verknüpfung der elektronischen Patientenakte mit entscheidungsunterstützenden Systemen kann evidenzbasiertes Wissen zielgerichtet angewendet werden. Hieraus ergeben sich leitliniengerechte Workflows und Behandlungsempfehlungen, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft basieren. Mitarbeitende können entlastet und sowohl die Patientensicherheit als auch die Therapiesensitivität erhöht werden.

Ein weiteres Ziel ist die interoperable Anschlussfähigkeit der deutschen Kliniken an andere Systeme, um z. B. den Datenaustausch zwischen Krankenhausinformationssystemen und medizinischen Registern zu fördern. Klinische Entscheidungsunterstützungssysteme dieser Komplexität unterliegen hochkomplexen Algorithmen. Sofern sich hier Fehler ergeben, kann dies kritische Folgen nach sich ziehen. Daraus ergibt sich eine hohe Anforderung an die Vollständigkeit und Konsistenz der Daten und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen.

Anforderungen (MUSS)

Ihr Vorhaben im Bereich Einrichtung von teil- oder vollautomatisierten klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen muss folgende Anforderungen erfüllen:

Strukturierte Aufnahme:Klinische Patientendaten können in strukturierter Form elektronisch aufgenommen werden.
Strukturierte Darstellung:Klinische Patientendaten können in strukturierter Form visuell übersichtlich dargestellt werden.
Empfehlungen:Das System kann individualisierte Empfehlungen und Hinweise geben, z. B. in Bezug auf die Diagnose und Therapie sowie zur Medikation und dessen Verordnung bei der jeweiligen Patientin oder dem Patienten. Dies erfolgt auf Basis klinischer Patientendaten in Verknüpfung mit weiteren Daten, Systemen und Wissensdatenbanken bzw. ggf. systemeigenen Datenbanken.
Warnfunktionen:Das System kann auf Basis klinischer Patientendaten (in Verknüpfung mit weiteren Daten/Systemen) Erinnerungs- und Warnsignalfunktionen ausgeben. Z.B. im Rahmen des Medikationsmanagements oder eines Telemonitorings.
Datenvalidität:Das System kann standardisierte Mechanismen zur Gewährleistung der Datenvalidität und deren Integrität von der Datenquelle/den verschiedenen Datenquellen über die Systeme hinweg bis zur Nutzung durch ein KI-System einsetzen.
Entscheidungsunterstützung:Das System kann den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses eine Entscheidungsunterstützung bieten, z. B. hinsichtlich der einzuleitenden Pflegemaßnahmen (medizinische Leitlinien, klinische Pfade, pflegewissenschaftliche Erkenntnisse und Leitlinien).
Dokumentation:Das System ermöglicht eine (sofern erforderlich) gerichtsfeste und nachvollziehbare Dokumentation des Entscheidungsprozesses.
Plausibilitätsprüfung:Das System bietet die Möglichkeit der Plausibilitätsprüfung/Evaluation durch das Fachpersonal sowie die anschließende Möglichkeit, Feedback abzugeben (entweder zur Validierung der Ergebnisse oder zur nachträglichen Datenreannotierung).
Dokumentierte Nichtbeachtung:Das System bietet die Möglichkeit, Nichtbeachtung der KI- oder Systemempfehlung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzuweisen.
Zugriff:Das System gewährleistet, dass alle relevanten Informationen aus Entscheidungsunterstützungssystemen elektronisch und direkt über das entsprechende Krankenhausinformationssystem bzw. klinische Arbeitsplatzsystem erreichbar sind.
Optimierung:

Das Vorhaben dient der Optimierung klinischer Prozesse.

Anforderungen (KANN)

Zudem gibt es Kann-Anforderungen für die Einrichtung von teil- oder vollautomatisierten klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen:

Lernen:Das System ermöglicht ein kontinuierliches Lernen der KI 'im Hintergrund' und regelmäßige Rezertifizierung/Zulassung des Updates.
Anbindung:Das System stellt eine Anbindung an weitere Datenpools (Forschungsdatenzentrum, Register, Datenintegrationszentren Forschungsdatenbanken) sicher.

Externe Links

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