GSB Standardlösung

3. Kapitel: Förderungsfähige Projekte

Fördertatbestand 5: Digitales Medikationsmanagement

Zielsetzung

Bild einer Trennlinie

Ziel dieses Fördertatbestandes ist es, die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in Krankenhäusern durch Maßnahmen eines digitalen Medikationsmanagements zu erhöhen. Hierzu ist es erforderlich, dass die Medikation in interoperablen Systemen durchgehend digital dokumentiert wird und diese Informationen für alle am Behandlungsprozess Beteiligten ständig verfügbar sind, um Ursachen von z. B. Medikationsfehlern zu reduzieren.

Da der Medikationsprozess im Krankenhaus sehr komplex ist, ist es hier besonders wichtig Mechanismen einzuführen, die das Fehlerrisiko reduzieren. Dies beginnt bereits damit, dass Medikationsinformationen häufig in unterschiedlichen Informationssystemen und in unterschiedlichem Detailgrad dokumentiert und gespeichert werden. Dies soll so nicht sein. Als Goldstandard des (digitalen) Medikationsprozesses gelten daher sogenannte Closed-loop Systeme. Diese beschreiben einen in sich geschlossenen, umfassenden, transparenten und digitalen Medikationsprozess. Durch Closed-Loop Systeme wird gewährleistet, dass alle relevanten Informationen zur Patientin bzw. zum Patienten und dessen Medikation zu jeder Zeit verfügbar sind. Dies ermöglicht, dass durch automatisierte (ggf. KI gestützte) Prüfungen Wechselwirkungen, Kontrainduktionen etc. schneller erkannt, unerwünschte Arzneimittelereignisse reduziert und die Patientensicherheit somit erhöht werden kann.

Bei der Planung eines Projektes, welches sich mit dem digitalen Medikationsmanagment beschäftigt, ist dabei zu berücksichtigen, dass sich durch die Etablierung eines solchen Systems auch Anforderungen an andere Prozesse, beispielweise an Entscheidungsunterstützungs- und Warnsysteme, die digitale Leistungsanforderungen, die elektronische Dokumentation der Pflege oder den Aufnahme- und Entlassprozess ergeben. Diese sollten mitgedacht und berücksichtigt werden. Auch zu prüfen ist, ob die entsprechenden technischen Voraussetzungen bereits gegeben sind oder zunächst etabliert werden müssen, das heißt ist grundsätzlich eine einrichtungsinterne durchgehend interoperable elektronische Patientenakte mit Schnittstellen zu den einzelnen Medikationssystemen, z. B. der Intensivstation, der Normalstation und dem Aufnahme- und Entlassmanagement verfügbar? Dies ist entscheidend für ein effizientes digitales Medikationsmanagement.

Die Umsetzung eines geschlossenen Medikationsprozesses als Gesamtsystem ist mit hohen Aufwänden verbunden, gleichwohl können bereits einzelne umgesetzte Anforderung auf dem Weg hin zum gesamt digitalen Medikationsprozess während der Projektlaufzeit die Behandlungsqualität und Patientensicherheit steigern.

Anforderungen (MUSS)

Ihr Vorhaben im Bereich Digitales Medikationsmanagement muss folgende Anforderungen erfüllen:

Elektronische Verordnung:Das Vorhaben gewährleistet, dass Verordnungen – soweit möglich - elektronisch und direkt über das entsprechende Krankenhausinformationssystem bzw. klinische Arbeitsplatzsystem stattfinden können.
Datenzugriff:Das Vorhaben gewährleistet, dass (klinische) Pharmazeuten im Rahmen der Validierung der Verordnung auf die relevanten Daten zugreifen können.
Wechselwirkungen:Das System gewährleistet eine systemische Überprüfung von Wechselwirkungen und gibt eine entsprechende Warnung aus.
Kontraindikationen:Das System gewährleistet eine systemische Überprüfung von Kontraindikationen und gibt eine entsprechende Warnung aus.
Fehlmedikationen:Das System gewährleistet eine systemische Überprüfung von Fehlmedikationen und gibt eine entsprechende Warnung aus.
Allergien:Das System gewährleistet eine systemische Überprüfung von Arzneimittelallergien der Patientin oder des Patienten und gibt eine entsprechende Warnung aus.
Bar-/QR Code gestützte Medikationsprüfung:Das System gewährleistet, dass ein patientenspezifischer Bar-/ QR Code zur Begleitung des Medikationsprozesses eingesetzt wird und die wesentlichen Schritte des Medikationsprozesses (insbesondere Verordnung, Stellen, Gabe) durch das Scannen des Codes dokumentiert werden können.
Validierung:Das System gewährleistet, dass das Stellen von Medikamenten bzw. Einzeldosen aus dem Stellsystem bzw. sonstigen Medikamentenlagern in Verbindung mit einem patientenspezifischen Bar-/ QR Code stattfindet und somit ggf. mit der zugrundeliegenden Verordnung validiert werden kann.
Alternativ-Vorschläge:Das System gewährleistet, dass die verschriebenen und verabreichten Medikamente in Bezug zu den Laborwerten oder weiteren Vital- sowie demografischen Daten des Patienten gesetzt werden können und entsprechend Warnungen und ggf. Vorschläge hinsichtlich einer Alternativmedikation gegeben werden können.
Medikationsentnahme:Das System gewährleistet, dass die Entnahme von Medikamenten bzw. Einzeldosen aus dem Stellsystem digital erfasst werden kann.
Mischverhältnisse:Das System gewährleistet, dass eine Unterstützung bei der Kalkulation der korrekten Mischverhältnisse von Infusionslösungen (unter Berücksichtigung der patientenindividuellen Daten) erfolgt, sofern dies nicht über andere Lösungen sichergestellt wird.
Medikationsinformationen:
Mit dem Vorhaben können vor- und nachgelagerte Medikationsinformationen über den bundeseinheitlichen Medikationsplan nach § 31a SGB V sowie (sofern verfügbar) den elektronischen Medikationsplan nach § 358 SGB V eingelesen und automatisiert/strukturiert weiterverarbeitet bzw. im Rahmen der Entlassung digital bereitgestellt werden.
Anforderungen (KANN)

Zudem gibt es Kann-Anforderungen für das Digitale Medikationsmanagement:

Einzeldosen:Das System umfasst die robotikbasierte Stellung von Einzeldosen.
Entnahme von Medikamenten bzw. Einzeldosen:Das System gewährleistet, dass die Entnahme von Medikamenten bzw. Einzeldosen aus dem Stellsystem bzw. sonstigen Medikamentenlagern nur in Verbindung mit einem patientenspezifischen Bar-/ QR Code stattfindet und somit nur validierte Verordnungen dem Abgabesystem entnommen werden können.
Entnahme von Medikamenten:Es ist gewährleistet, dass optische Systeme sowie Systeme zur Gewichtskontrolle den Prozess der Medikamentenentnahme begleiten.
Medikamentenausgabe:Das System umfasst Automaten zur Medikamentenausgabe.

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